Die Glasharmonika als wiederentdecktes Juwel – ein Interview mit der Glasharmonika-Spielerin Christa Schönfeldinger
In traditionellen Konzertsälen hört man seit einiger Zeit wieder ein bemerkenswertes Instrument, das eine lange Vergangenheit hat und für dessen Zukunft sich das steirische Ehepaar Christa und Gerhard Schönfeldinger einsetzt: die Glasharmonika.
Wie sind Sie auf die Glasharmonika gekommen?
Christa Schönfeldinger: Mein Mann und ich waren beide Geiger in einem Wiener Orchester. Im Zuge einer Rätselfrage in einer Zeitung sind wir auf die Glasharmonika gestoßen. Wir haben dann dazu weiter recherchiert. In der Wiener Musiksammlung ist sie uns dann erstmals in voller Pracht begegnet.
Wie war das für Sie?
Es war tatsächlich Liebe auf den ersten Ton. Ein magischer Moment. Mein Mann und ich haben einander angeschaut und gesagt: „Die wollen wir spielen!“ Der Direktor wollte es uns noch ausreden, weil es kaum Instrumente gibt und nur zwei Menschen, die so etwas herstellen können. Aber wir haben es dann tatsächlich gemacht und sind zum Glasharmonika-Bauer in Deutschland gefahren, um uns eine zu holen. Dort haben wir dann auch noch das Verrophon kennengelernt und befunden, dass die Kombination aus den beiden wunderbar zusammenpasst.
Die Glasharmonika hat ja eine alte, aber eher kurze Geschichte.
Ja, das stimmt. Sie wurde 1782 von Benjamin Franklin, DEM Benjamin Franklin, erfunden und hatte ihre Hochblüte zur Zeit der musikalischen Salons in adeligen Gesellschaften. Zu dieser Zeit wurden auch die meisten Stücke für Glasharmonika geschrieben. Zum Beispiel die Wahnsinns-Arie von Donizetti aus „Lucia di Lammermoor“. Mit dem Aufkommen der größeren Konzertsäle Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die eher leise Glasharmonika dann nach und nach zurückgedrängt und ist schließlich ganz in Vergessenheit geraten. Niemand hat sie mehr gespielt, gebaut oder für die komponiert. Richard Strauß hat sie 1919 noch in der „Frau ohne Schatten“ eingesetzt. Das war das letzte Aufflackern damals.
Können Sie den Zauber beschreiben, den dieses Instrument verbreitet?
Den Zauber selbst zu beschreiben, fällt mir sehr schwer. Ich weiß aber, dass die Wirkung dieser Töne auf Menschen unglaublich ist. Auch auf solche, die mit klassischer Musik eher wenig am Hut haben. Die Töne erzeugen Schwingungen, die tatsächlich auch eine spürbare Wirkung haben. Da werden ganz besondere Emotionen ausgelöst. Wenn ich bei Konzerten dann in so viele strahlende und berührte Gesichter schauen kann, macht mich das sehr glücklich.
Sie bieten ja auch Kurse und Seminare an, in der die heilende Kraft der Töne im Mittelpunkt steht.
Wir haben festgestellt, dass die Töne der Glasharmonika bei vielen Menschen eine sehr positive und anregende Wirkung entfalten. Ich will jetzt nicht von heilender Wirkung sprechen – da muss man immer sehr vorsichtig sein – aber es ist schon so, dass es über den reinen Musikgenuss hinaus etwas gibt.
Mit „Nothing compares“ haben Sie ein Projekt gestartet, um die Glasharmonika wieder in die Musikwelt und das Bewusstsein zurückzuholen. Worum geht es da?
Ja, weil es uns wichtig ist, dass dieses wunderbare Instrument auch nach uns noch eine Zukunft hat. Wir sind immer auf der Suche nach interessierten Musikern, die Glasharmonika lernen wollen und auch nach ambitionierten Instrumentenbauern, die dann die entsprechenden Instrumente fertigen können. Mit dem tollen Glasbläser Robert Comploj aus Wien arbeiten wir bei der Konstruktion der Klangkörper sehr gut zusammen. Wir sind sozusagen die Lobbyisten für die Zukunft der Glasharmonika und tun alles, um ihr eine Zukunft zu geben.
Termine im Herbst 2019
Der 13. Gesang der Hölle – Ein zweifach dramatisches Begängnis von Peter Wagner / Musik: Wiener Glasharmonika Duo
Ein Doppelstück als Paraphrase auf Dante Alighieri und die Installation “FOR FOREST – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur” von Klaus Littmann.
3. Oktober 2019: Premiere Außengesang im Wörthersee Stadion
weitere Vorstellungen: 8. und 12. Oktober 2019 um 20.00 Uhr
4. Oktober 2019: Premiere Innengesang am klagenfurter ensemble in der TheaterHALLE 11
weitere Vorstellungen: 9. / 10. / 11./ 13. / 15. / 16. Oktober 2019 um 20.00 Uhr
Ticketreservierung unter 0463 310 300 oder www.oeticket.com
Kartenpreise: Normal: 20 €/ Ermäßigt: 15 €
Klangforum Wien: Posadas’ Poética del espacio
Von einem großen Haus der Erinnerungen über Schränke und Schubladen bis hinein in die kleinste Miniatur. Das Große im Kleinen, das Kleine im Großen. Der Klang setzt hier eine neue Poetik des Raumempfindens frei. Infos und Tickets unter https://www.klangforum.at/konzertzyklus-2019-20.html
19. Oktober 2019, 11.00 Uhr: Donaueschinger Musiktage
Donauhallen, Mozartsaal
8. November 2019, 19.30 Uhr: Maßstäbe EA
Konzerthaus Wien, Großer Saal
“Sonne im Herzen”-Seminar mit den Heilklängen der Glasharmonika
27. Oktober 2019, 10.00 bis ca. 16.00 Uhr
Ort: 8293 Wörterberg
10 min von A2 Ausfahrt Lafnitztal
Kosten: Euro 90,– inkl. Imbiss
Info und Anmeldung:
Christa und Gerald Schönfeldinger
Wiener Glasharmonika Duo
Wörterberg 57, A-8293 Wörterberg
T: + 43 (0)664 215 36 31
E: office@nullglasharmonika.at
W: www.glasharmonika.at
Foto: The Crosby Brown Collection of Musical Instruments, 1889