Die Fastenzeit – mit Verzicht zum Glück
Einer der größten Feinde des Glücks ist die „hedonische Anpassung“, das heißt die Tendenz der Menschen, sich an lustvolle Dinge zu gewöhnen und sie daher weniger zu schätzen. Das vorübergehende Aufgeben lustvoller Aktivitäten wirkt der hedonischen Anpassung entgegen und kann somit die Freude an diesen Aktivitäten erhöhen.
Diese Übung führt Sie durch den Prozess, eine Woche lang auf eine angenehme Aktivität zu verzichten, um Ihre Wertschätzung dafür zu steigern. Im Laufe der Zeit besteht das Ziel nicht nur darin, mehr Freude an dieser Aktivität zu haben, sondern auch zu erkennen, wie viele Freuden wir für selbstverständlich halten, und zu versuchen, sie mehr zu auszukosten.
Warum Sie es probieren sollten
Untersuchungen haben ergeben, dass eine der größten Herausforderungen für dauerhaftes Glück unsere große Anpassungsfähigkeit ist: Wir gewöhnen uns an die Dinge, die uns Freude am Leben bereiten, und bald lassen ihre positiven Auswirkungen nach. Wir genießen sie nicht mehr so wie früher.
Die Forschung hat jedoch einen Weg gefunden, um diese kleinen Freuden im Laufe der Zeit aufrechtzuerhalten: indem sie vorübergehend aufgegeben werden. Das kann dazu führen, dass wir diese Aktivität mehr genießen und sie voll auskosten, wenn wir sie wieder aufnehmen – und die Fähigkeit, die kleinen Freuden im Leben zu genießen, ist ein Schlüssel zum Glück.
Warum es funktioniert
Wenn Sie etwas aufgeben und später darauf zurückkommen, können Sie Vorfreude aufbauen und die Erfahrung neuartiger und aufregender machen. Es kann auch dazu führen, dass sich die Menschen eher auf die angenehmen Aspekte der Erfahrung konzentrieren und sie genießen, anstatt sich Ablenkungen hinzugeben. Wir gehen oft davon aus, dass mehr besser ist – dass die größten Freuden aus Fülle kommen sollten –, aber die Forschung legt nahe, dass ein gewisses Maß an Knappheit und Zurückhaltung dem Glück förderlicher ist.
Wissenschaftliche Belege
In einer Studie von Quoidbach und Dunn aus dem Jahr 2013, genossen Menschen, die angewiesen wurden, eine Woche lang auf Schokolade zu verzichten, sie deutlich mehr und zeigten eine positivere Stimmung, als sie diese am Ende der Woche wieder aßen – verglichen mit Menschen, die sich in dieser Woche entweder mehr Schokolade gönnten oder keine besonderen Anweisungen erhielten und ihre normale Menge Schokolade konsumierten.
Und nun: Verzichten Sie!
Zeitaufwand: Eine Woche. Sehen Sie, ob Sie jeden Monat für eine Woche auf ein anderes Vergnügen verzichten können.
Und so funktioniert es:
- Wählen Sie etwas aus, das Sie regelmäßig gerne tun und auf das Sie unbegrenzten oder nahezu unbegrenzten Zugriff haben. Eine gute Wahl kann ein bestimmtes Essen oder Getränk sein, das Sie genießen, wie Schokolade oder Bier.
- Gönnen Sie sich das Ausgesuchte am ersten Tag, wie Sie es normalerweise bei dieser Aktivität tun würden. Verschlingen Sie einen Schokoriegel. Gießen Sie sich ein Glas Wein ein. Hängen Sie vor dem Fernseher rum.
- Dann erlauben Sie sich eine Woche lang überhaupt nicht, sich diesem Vergnügen hinzugeben. Wenn Sie auf Schokolade verzichten, verzichten Sie auf Lebensmittel, die diese enthalten. Wenn Sie das Fernsehen aufgeben, versuchen Sie, nicht einmal ein Video auf Ihrem Telefon anzusehen.
- Gönnen Sie sich am Ende der Woche das Verzichtete wieder zu konsumieren. Achten Sie dabei darauf, wie Sie sich fühlen. Bemerken Sie bestimmte körperliche Empfindungen (zum Beispiel in Bezug auf den Geschmack und die Textur der Schokolade) mehr als gewöhnlich? Wie angenehm ist die Erfahrung? In was für einer Stimmung sind Sie?
- Versuchen Sie, diesen Prozess im nächsten Monat mit einem anderen Vergnügen durchzuführen. Und versuchen Sie zwischen diesen Wochen der Abstinenz, Ihre Aufmerksamkeit auf die Freuden zu richten, die Sie jeden Tag genießen. Was sind die Aktivitäten oder Erfahrungen, die Sie tatsächlich gerne machen? Was mögen Sie an ihnen – wie fühlen Sie sich bei ihnen? Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie daran gehindert würden, diese Aktivität jemals wieder zu genießen?
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Wiederentdecken Ihrer Freuden!
Quelle: Greater Good Science Center