Osterbräuche in Österreich und der ganzen Welt
Wir kennen viele heidnische und christliche Bräuche, die das Osterfest jedes Jahr zu einem besonderem Erlebnis machen: das Färben der Ostereier, das Ostereiverstecken, Osterlamm und -hase oder das Osterfeuer. Zumeist stehen Fruchtbarkeitsrituale und Rituale der Reinigung und des Neuanfangs dahinter. Oder es sollen, wie beim Osterfeuer, die ungemütlichen Geister der Winters ausgetrieben werden. Aber neben diesen bekannten Traditionen gibt es in vielen Regionen Österreichs ganz seltene und zum Teil ungewöhnliche Rituale, wie auch im restlichen Europa und in anderen Weltgegenden.
In der Steiermark gibt es den Brauch, am Karsamstag das Feuer im Ofen ausgehen zu lassen. Ganz früh am Ostersamstag gehen die Kinder dann in die Kirche und lassen sich ihr Zundholz mit einem geweihten Feuer anzünden. Die Kinder kehren als Weihfeuerträger nach Hause zurück und zünden den Ofen wieder an. Die südburgenländischen Ostereier-Kratzer gehen nach einer kroatischen Tradition vor, um ihre Ostereier zu verzieren. Zuerst werden in die Eier mit Messern und scharfen Kratzwerkzeugen Ornamente geschnitzt. Dann werden die blumigen und religiös gestalteten Ornament-Eier in Farben gelegt und getrocknet. So entstehen vielfältige und zum Teil sehr kreative und ungewöhnliche Ostereierdesigns.
Zum niederösterreichischen Osterschinken werden speziell im Mostviertel sogenannte Godnküpfi als Beilage gegessen. Der „Godi“ ist der Taufpate, der dem Patenkind zu Ostern ein flaumiges Briochegebäck, den Godnküpfi, mitbringt, in das er zuvor eine Glücksmünze gesteckt hat. In manchen Regionen in Osttirol kennt man den österlichen Brauch des Widderzugs. Ein mit Blumen und Bändern geschmückter Widder wird im Rahmen einer Prozession in die Kirche und dort drei Mal um den Altar geführt. Danach wird er unter den Anwesenden verlost. Der Gewinner darf ihn mit nach Hause nehmen und das Geld aus der Verlosung kommt der Kirche zugute. Passionsspiele sind zu Ostern gute Tradition.
In Kärnten allerdings wird beim sogenannten Kreuzziehen die gesamte Dorfbevölkerung miteinbezogen und zu Laiendarstellern. Der Passionszug Christi wird sehr schlicht und stumm – aber dafür umso stimmungsvoller am Gründonnerstag durchgespielt. Das Kreuzziehen ist schon seit langem gute Tradition, weil es die Gemeinde vor Hochwasser und Seuchen schützen soll. Das Ölbergsingen und das Leiden-Christi-Singen begleitet akustisch viele Menschen in Salzburg durch die Nächte am Gründonnerstag und Karfreitag. Denn zu jeder geschlagenen Nachtstunde beginnt aufs Neue der Gesang der Dorfbewohner, der vom Leiden, Streben und Widerauferstehen Jesu Christi kündet.
Andere Länder, andere Sitten? Jein! Werfen wir einen Blick auf andere Länder in Europa und auf ein paar Beispiele aus Übersee:
Zu Ostern ist Spanien das Land der Prozessionen. In allen Landesteilen werden große Heiligenfiguren und Jesus-Abbildungen durch die Ortschaften getragen, der bekannteste Osterumzug findet in Sevilla satt. Auffällig bei allen Prozessionen sind die ungewöhnlichen, düsteren Verkleidungen: schwere Ketten, Büßerhemden und spitze Kapuzen sollen an die dunklen Tage der Inquisition erinnern. Auch Italien steht ganz im Zeichen religiöser Prozessionen – allerdings gehen die zumeist schwarz gekleideten Teilnehmer schweigend durch dunkle Gassen, denn die Straßenbeleuchtung wird extra dafür ausgeschaltet. Lustiger geht es dann sicher beim Osteressen zu, wenn die „torta rustica“, ein Eier-Spinat-Kuchen, und danach die süße Ostertaube (paloma di pasqua) verzehrt werden.
Durch die ganze Osterwoche werden in Griechenland unzählige Ostermessen abgehalten. Am Ostersamstag zur Abendmesse nehmen alle Kirchgänger weiße Kerzen mit, die – bis auf eine – alle gelöscht werden. Sie symbolisiert die Auferstehung Christi. Am Ostersonntag werden traditionell Lammspieße und Lamm-Innereien mit Rotwein aufgetragen. Kommt man zufällig bei einem griechischen Osteressen vorbei, ist man schon mit von der Partie. Lustig geht es in Bulgarien zu: Hier bewerfen sich Familienmitglieder gegenseitig mit gefärbten Ostereiern. Wessen Ei nicht zerbricht, dem wird in naher Zukunft viel Glück widerfahren. Aber auch das in Österreich bekannte Eierpecken ist in Bulgarien gute Tradition, die Eier werden dann zum sogenannten Osterbrot gegessen – ein Kuchen, der von unverheirateten Frauen aus Eier, Zucker und Obst gebacken wird.
Ebenso wie bei uns fällt auch in Frankreich das Glockenläuten am Karfreitag aus. Wenn sie wieder zu läuten beginnen, fallen sich die Menschen um den Hals und küssen sich. Die aus Rom wiederkehrenden Glocken bringen die Ostereier mit. Kinder werfen sie in die Luft – und der erste, dem sie zu Boden fallen, hat zwar verloren – darf sie aber essen. In Großbritannien verschenkt die Queen am Gründonnerstag (maundy thursday) das sogenannte „maundy money“ an arme Menschen. Der Betrag richtet sich nach dem Alter der Beschenkten, wobei aber selten mehr als ein Euro bezahlt wird. Das Eierrollen ist in England sehr beliebt: Über einen Hügel werden bunte Eier zu Tal gerollt, wessen Ei als erstes unten ankommt, hat gewonnen.
In Schottland werden auf den Hügeln der Hochlands Osterfeuer errichtet – ein keltischer Brauch, der den Frühling schnell herbeibringen soll. Und in Wales finden am Palmsonntag Gesangswettbewerbe statt: Bei den sogenannten „Gymnast Gau“ wetteifern Kirchenchöre des ganzen Landes um den Sieg.
Ein einzige Party ist Ostern in Mexiko. Hier haben sich christliche und indianische Bräuche vermischt und so geht es sehr bunt zu, wenn die Straßen mit Farbbanderolen und Girlanden geschmückt werden und zwei Wochen lang Volksfeststimmung herrscht. Am Karfreitag allerdings herrscht Trauerstimmung – und langsam, getragene Prozessionen ziehen durch die Städte. Der Präsident und seine First Lady haben zu Ostern ordentlich zu tun: Denn in den USA lädt das „First Couple“ zum Eierrollen ins Weiße Haus. Mit Löffeln werden gefärbte Einer über eine abschüssige Wiese im Garten geschupft. Als Dankeschön fürs Kommen erhält jeder Teilnehmer ein Holzei mit den Unterschriften des Präsidentenpaares. Zuletzt ein Blick auf die fernen Philippinen, wo – wie bei uns – Hasen und bunte bemalte Eier zum Fest dazugehören. Ein dort üblicher Brauch ist uns jedoch völlig fremd – oder halten wir zur Ostern vermeintlich zu klein geratene Kinder in die Höhe, damit sie noch ordentlich wachsen?